Rottum gedenkt an Allerseelen dem 150. Todestag von Moritz Aberle
Allerseelengottesdienst in der Pfarrkirche St. Mauritius Rottum
Beim Gottesdienst an Allerseelen gedachte die Kirchengemeinde St. Mauritius Rottum nicht nur in besonderem Sinne den Verstorbenen des vergangenen Jahres, sondern auch dem vor 150 Jahren verstorbenen Moritz Aberle. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Reck lies in seiner Ansprache zum Ende des Gottesdienstes das Leben und Wirken von Moritz Aberle Revue passieren:
Ansprache zum 150. Todestag von Moritz Aberle durch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Reck beim Allerseelengottesdienst:
Am 25. April 1818 wurde Moritz Aberle in Rottum geboren. Wo genau, ist noch Gegenstand intensiver Diskussionen. Es kristallisiert sich aber dank Manfred Kutters Ahnenforschung eine starke Vermutung auf dessen Hofstelle hin.
Bereits früh erkannte Aberle seine Bestimmung zu einem höheren Beruf. Da er einen großen Wissensdrang zeigte, schickten ihn seine Eltern im Herbst 1830 auf die Lateinschule nach Biberach. Dort holte er schnell den Rückstand im Grammatikunterricht auf.
Sein Aufenthalt in Biberach dauerte drei Jahre. Im Jahr 1833 bestand er die Konkurrenzprüfung in Stuttgart mit Erfolg und wurde in das Konvikt in Ehingen aufgenommen, um die Oberstufe des Gymnasiums zu absolvieren.
Im Herbst 1837 wechselte er an die Universität Tübingen, um dort Philosophie und Theologie zu studieren. Im August 1842 wurde er in Rottweil zum Priester geweiht und war er in verschiedenen Orten Württembergs tätig. 1850 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor für neutestamentliche Exegese und Moraltheologie an der Universität Tübingen.
Obwohl er also die Fächer Moraltheologie und Exegese zu unterrichten hatte, verlagerte sich sein Schwerpunkt später auf die Exegese des Neuen Testaments. Seine Forschung zeichnete sich durch gründliche Wissenschaftlichkeit aus, wobei er alle Schriften des Neuen Testaments aufs Genauste studierte und sich durch eine außergewöhnliche Fertigkeit im Lesen auszeichnete. Als Exeget vertrat er bereits die Methode der modernen historisch-kritischen Bibelforschung, ohne jedoch an dem übernatürlichen Charakter der Heiligen Schrift zu rütteln.
Er hatte eine beträchtliche Anzahl von Schülern in Theologie und Bibelwissenschaft, widmete sich aber insbesondere den Bibelstudien. Von Aberle veröffentlichte die Ergebnisse seiner Untersuchungen in einer Reihe von Artikeln. Die Hauptgedanken dieser Artikel wurden von Dr. Paul Schanz unter dem Titel „Einführung in das Neue Testament“ (Freiburg, 1877) zusammengefasst und herausgegeben. Moritz Aberle engagierte sich auch aktiv im Kampf für die kirchliche Freiheit in Württemberg, und seine pointierten Zeitungsartikel zwangen den Staat, die kirchlichen Angelegenheiten auf eine erträgliche Grundlage zu stellen. Wegen seines Eintretens für die Rechte der katholischen Kirche in Württemberg genoss er das Vertrauen des Bischofs Josef von Lipp in Rottenburg.
Den höchsten Posten der Universität Tübingen, deren Rektorenamt, übernahm er in den Jahren 1865 bis 1866. In diesem Jahr wurde Aberle auch mit dem Ritterkreuz des Ordens der württembergischen Krone geehrt, welches mit dem persönlichen Adelstitel verbunden war, ab da hieß er somit Moritz von Aberle.
Als ihn im Herbst 1866 ein Ruf nach München erreichte, erklärte er sich unter der Bedingung bereit, in Tübingen zu bleiben, dass er von der Verpflichtung zu moraltheologischen Vorlesungen entbunden werde.
Er starb am 3. November 1875, also vor 150 Jahren, in Tübingen.


