Basilika St. Georg Ochsenhausen

Im Jahre 1495 erwarb die Abtei Ochsenhausen die Hochgerichtsbarkeit und damit die Reichsunmittelbarkeit. „Reichsprälat“ Simon Lengenberger, so der neue Titel,  gab den Anstoß für den Bau einer neuen Klosterkirche, die als dreischiffige gotische Basilika konzipiert war.  Das neue, mächtige  Gotteshaus erhielt eine  hochrangige Ausstattung aus der Ulmer Schule und wurde  in der ungewöhnlich kurzen Zeit von 1489 bis 1495 verwirklicht „und bezahlt“, wie die Quellen berichten. Man wird den Aufstand von 1502 als Folge dieses ungewöhnlichen Kraftaktes sehen müssen.
Der 30-jährige Krieg und die Zeit danach kostete die Kirche ihre wertvolle gotische Ausstattung. Nach verschiedenen frühbarocken Ansätzen wurde die Klosterkirche ab 1725 barockisiert. Die gotischen Westtürme wurden abgerissen, das Schiff nach Westen verlängert und Richtung Kirchplatz die heutige barocke Fassade errichtet. Der Stukkateur Gaspare Mola aus dem Tessin gestaltete die barocke Raumschale; Akademiedirektor Johann Georg Bergmüller aus Augsburg malte die Fresken im Hauptschiff, sein Schüler und Nachfolger Joseph Anton Huber die in den Seitenschiffen. Glanzpunkt der Kirche ist der Orgelprospekt im Westen. Der aus Ochsenhausen stammende Orgelbauer Joseph Gabler hat hier ab 1729 ein imposantes Gesamtkunstwerk mit zahlreichen technischen Neuerungen geschaffen. 2000-2004 wurde die Gabler-Orgel grundlegend restauriert und in den Originalzustand nach Gabler zurückgebaut.

Am 3. November 2019 wurde der ehemaligen Klosterkirche der päpstliche Titel "Basilika minor" verliehen, was mit einem Festgottesdienst mit Bischof Dr. Gebhard Fürst gefeiert wurde.

Herz Jesu Ochsenhausen

Die heutige Kapelle, ursprünglich als moderner Zweckbau konzipiert, ist nicht der erste Gottesdienstraum an diesem Platz. Vielmehr bestand schon seit mehr als 100 Jahren ein Vorgängerbau. Eine Scheune, die an das 1884 errichtete Schwesternhaus mit Kinderschule angrenzte, war 1894 zu einer Kapelle umgebaut worden. Diese alte Herz-Jesu-Kapelle bot mit der Zeit nicht mehr genügend Raum, auch war sie auf Grund ihres schlechten Zustandes baufällig geworden und stellte zugleich ein Hindernis für den zunehmenden Verkehr auf der vorbeiführenden Bundesstraße dar. 1970 beschloss der damaliger Kirchenstiftungsrat Kapelle und Schwesternhaus abzubrechen und durch neu Gebäude, weiter von der Verkehrsstraße entfernt, zu ersetzen.

Aus Ersparnisgründen wurde bei der neuen Kapelle auf eine konventionelle Bauweise verzichtet und einer Beton-Fertigbauweise der Vorzug gegeben. Die neue Kapelle stellt von ihrem Grundriss her gesehen ein auf die Spitze gestellten Quadrat dar, besitzt also einen spitz zulaufenden Altarraum. Darüber spannt sich zeltartig das innen mit Holz verkleidete Dach.

Der Altar der neuen Kapelle wurde nach einem Entwurf des Münchner Bildhauers Prof. Josef Henselmann aus Gauinger Marmor geschlagen. Hinter dem Ambo wurde eine Kreuzigungsgruppe, die aus der Zeit um 1470 stammt und vorher in einem Seitengang der Basilika aufgestellt war, angeordnet.

Die neuerrichtete Herz-Jesu-Kapelle wurde im Auftrag des bischöflichen Ordinariates von Rottenburg vom damaligen Stadtpfarrer, Dekan Erwin Sontag, im Advent 1971 eingeweiht. Der Altar wurde erst 1974 von Weihbischof Dr. Anton Herre geweiht. Nach 30 Jahren (2001) musste das Gebäude auf Grund beträchtliche Schäden umfassend saniert werden. In diesem Zusammenhang wurde die Decke farblich hellgefasst. Außerdem gestaltete der Enkel von Prof. Josef Henselmann, Dr. Josef Alexander Henselmann aus München, weitere Kunstwerke: Taufstein, Ambo, Oster- und Altarleuchter, die Muttergottesstatue in der Seitenkapelle (der Hl Josef kam 2008 dazu), Kreuzwegstationen und vor allem die farbliche Fassung aller Fenster mit dem Thema des Schöpfungszyklus. In der Seitenkapelle das Marienfenster, in der Beichtkapelle biblische Szenen zur Sündenvergebung und die Glasfenster mit biblischen Szenen aus dem Leben Jesu in den inneren Windfangtüren.

Im Jahr 2020, rechtzeitig zum 50-jährigen Weihejubiläum 2021, erhielt die Kapelle erstmals eine Pfeifenorgel, die vom ehemaligen Lehrerseminar in Nagold geschenkt wurde, weil sie dort nicht mehr gebraucht wurde. Orgelbaumeister Eduard Wiedenmann aus Oberessendorf überarbeitete das Instrument und versah es mit einem Gehäuse, weil es vorher lediglich in eine Nische eingebaut war.

So entstand ein Sakralraum von eigenartiger Intimität und Spiritualität, ein Raum, der sowohl zum gemeinschaftlichen Feiern von Gottesdiensten, als auch zum persönlichen Gebet und zur gesammelten Meditation einlädt.

Friedhofskapelle St. Veit Ochsenhausen

Der Grundstein der St. Veits Kapelle wurde am 22. Juni 1679 von Abt Balthasar Puolamer († 1681) gelegt. Eben jener Abt ließ im Übrigen auch die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Steinhausen/Rottum bauen und sich später am Fuße des Marienaltares in dieser Kirche begraben.

Genau genommen beginnt die Geschichte der St. Veits Kapelle aber 50 Jahre früher.

Sie ist mit der Antwort auf die Frage verbunden warum sich der Friedhof in Ochsenhausen nicht, wie häufig üblich, nahe bei der Kirche befindet. Dem war nämlich viele hundert Jahre so. Von Stiftungstagen an bis ins Jahr 1629 befand sich der Gottesacker am Konventgarten des Klosters. Nur die östliche Gartenmauer trennte die beiden voneinander [3].

Dann, im August 1628, begann die Pest in der Pfarrei Ochsenhausen zu wüten. Begonnen hat alles in Eichbühl und Erlenmoos. Diese Pestwelle dauerte bis zum März 1629 und brachte natürlich viele Tote mit sich. Der Friedhof wurde für die Pfarrgemeinde zu klein und die Ausdünstungen der vielen Toten hätte „besonders zur damaligen Pestzeit für die Gesundheit der Klostergemeinde gar leicht… nachteilig werden können“. [3]

Aus diesem Grund wurde von Abt Bartholomäus Ehinger der Friedhof beim Konventgarten geschlossen und an den heutigen Ort verlegt. Das Grundstück wurde vom Kloster gestellt, die Umzäunung von der Pfarrgemeinde.

Erst 50 Jahre später, im Jahr 1679 zog sozusagen die Kapelle auf den neuen Friedhof. So schreibt Geisenhof, dass „Abt Balthasar den ersten Stein zu der gegenwärtigen Sankt = Veits = Kapelle auf dem neuen Gottesacker [legte]; die früher auf dem alten gestandene hat Abt Alphons [Kleinhans † 1671] mit bischöflicher Erlaubnis abtragen lassen.“ [3]

Im Innern befindet sich ein Altargemälde von Johann Heiss (* 1640, † 1704), welches das Martyrium des heiligen Veit zeigt. Die Deckenbilder wurden von J. Braun erst 1952 gemalt.

Kapelle Erlenmoos

Kirche ist sinnstiftend und bietet Gemeinschaft. So kann sie dazu beitragen, dass aus einer losen Ansammlung von Häusern eine Gemeinde wird.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Gemeinde Erlenmoos nach einem eigenen geistlichen Zentrum strebte. Im Jahre 1769 erlaubte der letzte Abt des Klosters Ochsenhausen, Abt Romuald Weltin, der Gemeine Erlenmoos eine Kapelle zu bauen - auf eigene Kosten versteht sich. Die Kapelle wurde im Garten des Hofes St. Ferdinand errichtet (vgl. [1] S. 81). Noch heute findet man die Inschrift R.A.Z.O. in der Kapelle, eine Abkürzung für „Romuald Abt Zu Ochsenhausen“.

Erst im Jahre 1971 erhielt die Kapelle das Allerheiligste. Damals wurde auch ein steinerner Altar errichtet, der am 30.04.1978 von Herrn Weihbischof Herre aus Rottenburg gewiehen wurde.

Bis zur letzten Renovierung hing ein moderner Kreuzweg von Alois J. Springer an beiden Seitenwänden. Springer († 1971) verbrachte seinen Lebensabend in Erlenmoos, dem Geburtsort seiner Frau. Nach der letzten Renovierung wurde Springers moderner Kreuzweg an die Rückwand gehängt und die Seiten mit einem neugotischen Kreuzweg geschmückt, welcher viele Jahre auf dem Dachboden lagerte (vgl. [2]).

Wohl seit dem Bau der Kapelle stehen die Figuren des heiligen Benedikt, dem Patron Europas und Ordensgründer der damals in Ochsenhausen ansässigen Benediktiner-Mönche, und seiner Schwester Scholastika in einer Nische links und rechts vom Altar.

Die Kapelle wurde laut den Inschriften an der Wand in den Jahren 1810, 1935, 1969 und 2005 renoviert.

Eine Besonderheit der Kapelle ist, dass sie ein doppeltes Patrozinium erhalten hat. Sie wurde zum einen der allerheiligsten Dreifaltigkeit und zum andern dem Heiligen Kreuz gewiehen.

 

Kapelle Eichbühl

Wie in der Dorfchronik von Erlenmoos nachzulesen ist, stand zu früheren Zeiten eine Kapelle in der Nähe von Eichbühl, welche der heiligen Mutter Anna gewiehen war. Von umliegenden Ortschaften fanden sonn- und feiertags vielfältige Wallfahrten statt. Die Kapelle stand laut der Chronik im noch heute so bezeichneten Flurnamen „Kirchles“. Da nach einiger Zeit des Wallfahrens und der Andacht sich „andere Personen“ welche nur „boßheiten darbey verübten“ an der Kirche aufhielten, wurde die Kapelle von Abt Johannes Ernst (1585-1593) abgerissen und mit dem Baumaterial die St.-Anna- Kapelle am heutigen Standort nahe Steinhausen wieder aufgebaut. (vgl. [1]). In der Nähe der ehemaligen Kapelle befindet sich seit 1994 ein Bildstock (erste Abbildung).

Bis die Eichbühler ihre eigene gewiehene Kapelle hatten mussten sie bis ins Jahr 1879 warten. Auch hier kam der Anstoß zum Bau der Kapelle aus der Gemeinde selbst. In der Chronik von Erlenmoos ist nachzulesen dass der Bauer Josef Zell 1878 eine Glocke stiftete und auf seinen Speicher hängte. Die „Glocke sollte, falls eine Kapelle erbaut werden würde, in den Turm kommen. Pfarrer Thuma von Ochsenhausen gab in seiner Ansprache bei der feierlichen Weihe der Glocke am 30.05.1878 einen weiteren Anstoß zur Erbauung der Kapelle. Eine aus heimischen Bauern gebildete Baukommission wurde gebildet“. [1]

Die Kapelle wurde an dem Platz errichtet, an dem zuvor schon ein Bildstock stand, an welchem Rosenkranzandachten unter freiem Himmel stattfanden. In der Nähe des Bildstocks stand seit damals bis in die 1970er Jahre eine Linde. Aus dem Holz der Linde wurde vom Bildhauer P. Benzinger eine Figur des heiligen Sebastian geschnitzt, welche seit 1979 in der Kapelle steht.

Die Kapelle zur Unbefleckten Empfängnis Mariens wurde am 10.11.1879 gewiehen.

 

Kapelle Oberstetten

Knapp vier Jahre nach der Weihe der Eichbühler Kapelle sollten auch die Oberstetter eine eigene Kapelle bekommen. Haupttriebkraft war wohl der Vikar Marcellus Langenbacher. Zum einen überzeugte er die recht bedenkliche Gemeinde, zum andern sammelte er in „nah und fern“ Geld und Baumaterial. Da die finanziellen Mittel trotzdem nicht reichten hat der den größten Teil der Kosten selbst aufgebracht. (vgl.[1])

Ebenfalls am Bau beteiligt war der Pfarrer Johannes Ev. Seif, dessen Grab sich immer noch auf dem Friedhof in Ochsenhausen befindet und im Zuge der Neugestaltung der Priestergräber im Jahr 2020 renoviert und leicht verlegt wurde.

Gegenüber dem Bischöflichen Ordinariat begründete Pfarrer Seif am 15.02.1883 den Bau der Kapelle damit, dass Oberstetten 213 Seelen habe und eine Schule mit 40-50 Kindern, aber eine Stunde von Ochsenhausen entfernt liege. (vgl. [1])

Nicht in Zeiten von digitalen Karten und Navigationssystemen zu leben hat eben auch seine Vorteile, ansonsten hätte das Bischöfliche Ordinariat schnell festgestellt, dass es sich hierbei um eine sehr wohlwollende Schätzung handelt.

Weiter begründet Seif:

„An Sonn- und Feiertagen haben die besseren Einwohner bisher ihre Rosenkranzandacht im Freien abgehalten, vor einem einfachen Bildstock, wozu ein kleines Glöckchen, aufgehängt auf einem Birnbaum, die Einladung ergehen ließ“. [1]

Letztlich ließ sich das Bischöfliche Ordinariat vom Bau überzeugen und erteilte am 23.02.1883 die Baubewilligung. Nur kurze Zeit später, am 27.09.1883 wurde die Kapelle Mariä Himmelfahrt gewiehen.

Wohl zu Ehren des Förderers Vikar Marcellus Langenbacher bildet ein Chorfenster den heiligen Marcellinus ab. Die Deckenbilder malte Maria Freudenreich, die Figuren des Altars der Gutenzeller Bildhauer Härle. (vgl. [2])

 

Quellen

Texte: Basilika: N.N.; Herz Jesu: Max Hadwiger, Dekan Sigmund F.J. Schänzle; Restliche: Redaktion (M.Maucher)

Von der Redaktion verwendete Quellen:

[1] Gemeinde Erlenmoos (Hrsg.): Erlenmoos – ein Gang durch seine Geschichte von Hubert Fink. Biberacher Verlagsdruckerei (1979);

[2] Thierer, Manfred: Seelenstübchen – Kapellen im Landkreis Biberach. Biberacher Verlagsdruckerei (2015)

[3] Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben – verfasst von einem Mitgliede desselben. Ganser (1829)

[4] Herold, Max (Hrsg.): Ochsenhausen – Von der Benediktinerabtei zur oberschwäbischen Landstadt. Anton H. Konrad Verlag (1994)